Nun ist es wieder an der Zeit, sich mit Christian Wagners eindrucksvollem Gedicht „Ostersamstag“ zu beschäftigen. Man kann es auf dem Dichterpfad bei einem Spaziergang über die Steige Richtung Eltingen lesen oder am Ostersonntag in der Ausstellung im Christian-Wagner-Haus. Das Haus ist seit kurzem wieder jeden Sonntag für Besucher geöffnet. Für diejenigen, die dazu keine Zeit haben, sei das Gedicht hier zitiert:

Ostersamstag

Wie die Frauen
Zions wohl dereinst beim matten Grauen
Jenes Trauertags beisammen standen,
Worte nicht mehr, nur noch Tränen fanden;

So noch heute,
Stehen als in ferne Zeit verstreute
Bleiche Zionstöchter, Anemonen,
In des Nordens winterlichen Zonen:

Vom Gewimmel
Dichter Flocken ist er trüb, der Himmel;
Traurig stehen sie, die Köpfchen hängend,
Und in Gruppen sich zusammendrängend.

Also einsam,
Zehn und zwölfe hier so leidgemeinsam,
Da und dort verstreut auf grauer Öde,
Weiße Tüchlein aufgebunden Jede.

Also trauernd,
Innerlich vor Frost zusammenschauernd,
Stehn alljährlich sie als Klagebildnis,
In des winterlichen Waldes Wildnis.