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Werner Fritsch liest aus seinem Buch Cherubim

Der mit dem Robert-Walser-Preis und dem Rauriser Literaturpreis ausgezeichnete Roman von Werner Fritsch kreist um das Leben des Bauernknechts Wenzel.

Von der Weltschöpfung bis zum Weltuntergang spannt sich der Bogen eines Lebens, das zwei Weltkriege überstanden und der Gefahr, wegen seiner politischen Haltung ins KZ zu kommen oder wegen seiner Gehbehinderung der Euthanasie zum Opfer zu fallen, getrotzt hat. Werner Fritsch ist auf dem elterlichen Bauernhof in der Oberpfalz mit dem Knecht Wenzel Heindl aufgewachsen. „Von ihm, dem Analphabeten, habe ich viel fürs Schreiben gelernt“, so Fritsch.

Einerseits ein tumber, herzensfrommer Tor, ist Wenzel, der immer selber gedacht und die „letzten Dinge“ nie aus den Augen verloren hat, zugleich urphilosophisch und darin ein Bruder im Geiste von Christian Wagner. „ Und der Tod – ein Muttergotteskuss ist es. Wo wegnimmt den Atem von einem. Und grabens einen auch ein. Und ist doch wie Leben. In Engerlingen und solchen Dingen. Und eines Tages bin auch ich. Irgendmal unter Cherubim.“

 

Werner Fritsch (* 4. Mai 1960 in Waldsassen, Oberpfalz, Bayern)

Werner Fritsch wuchs auf einem Einödbauernhof (Hendlmühle bei Wondreb, Landkreis Tirschenreuth) in der nordöstlichen Oberpfalz auf, weitab vom Stadtleben, das er sich später umso nachdrücklicher mit seinen Sprachkunstwerken eroberte. Am Kepler-Gymnasium in Weiden i. d. Opf. war einer seiner Lehrer der Schriftsteller Franz Joachim Behnisch, der ihn mit Herbert Achternbusch bekannt machte. Von Achternbusch beeinflusst – er gab dem 15-Jährigen den Rat: Schau auf deine Provinz – hat sich Fritsch beständig eine produktive Nähe zur heimatlichen Oberpfalz beibehalten.

Nach Abitur und Grundwehrdienst widmete er sich bis 1984 als Autor, Regisseur und Darsteller dem Aktionstheater/Performances. 1987 erschien sein Roman Cherubim, der mit großer Aufmerksamkeit und Preisen (u. a. Robert-Walser-Preis 1987) bedacht wurde. Seitdem veröffentlichte Fritsch zahlreiche Prosa- und Theaterstücke, Hörspiele und Drehbücher. Für sein Werk wurde  Werner Fritsch vielfach ausgezeichnet.

In der Spielzeit 1998/99 war er während der Schauspieldirektion Bruno Klimeks „Theaterdichter“ am Nationaltheater Mannheim, wo zwei seiner Stücke – Cherubim (1998) und Steinbruch (2000, eingeladen zu den Mülheimer Theatertagen) – uraufgeführt wurden.

In den letzten Jahren hat sich Werner Fritsch auch vermehrt der Lehrtätigkeit gewidmet, so war er mehrere Semester lang Gastprofessor für Dramatik/Neue Medien am Leipziger Literaturinstitut. Werner Fritsch lebt wechselweise in der Hendlmühle nahe Wondreb im Landkreis Tirschenreuth und in Berlin. Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.