Christian-Wagner-Haus, Christian-Wagner-Str. 3, Leonberg-Warmbronn
Gedanken zu Heimat und Natur in einer gespaltenen Welt – Kulturwissenschaft im Dialog mit Christian Wagner
Vortrag von Dr. Karin Bürkert (Universität Tübingen)

Dr. Karin Bürkert, Foto: Universität Tübingen
In der modernen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts seien die Begriffe „Heimat“ und „Natur“ zu Freizeitbegriffen degradiert worden – so schreibt es Hermann Bausinger in seiner „Schwäbischen Literaturgeschichte“. Das sei in der Literatur nur selten reflektiert worden. Der Autor Christian Wagner bilde hier eine Ausnahme, dessen „Gedanke an Heimat und Natur verbunden bleibt mit der bäuerlichen Arbeit und Lebensweise – Rückzug und Zukunftsvision zugleich“.
Im 21. Jahrhundert, dem Zeitalter von multiplen Krisen, gewinnen die Begriffe „Heimat“ und „Natur“ wieder an Relevanz, werden gar zu Kampfbegriffen. In einer Welt, die den Folgen des Klimawandels kaum mehr entrinnen kann und deren Gesellschaft sich ängstlich in die eine oder andere Ecke drängt, wird das Narrativ der Spaltung immer übermächtiger. Christian Wagners Gabe, sich selbst in ein demütiges und dabei doch produktives Verhältnis zu seiner Lebensumgebung zu setzen, scheint dabei nachahmenswert.
In meinem Vortrag möchte ich einen Blick in die Lebenszeit von Christian Wagner zurückwerfen und auf die tiefgreifenden Veränderungen zwischen Reichsgründung, Industrialisierung und Weltkrieg. Was können wir aus der Retrospektive über den Umgang mit Veränderung in der Gegenwart lernen? Kulturwissenschaftliche Denkangebote vermengt mit Christian Wagners Literatur sollen zum Nachdenken über Möglichkeiten zwischen „Rückzug und Zukunftsvision“ im praktischen Verstehen von Landschaft, Heimat und Natur anregen.
Ewigkeitsleben
Vergangenheit und Zukunft bunt gemengt,
Die Gegenwart zuweilen eingesprengt,
Der Nähe Bild sowie der fernsten Zeiten,
Ein bunter Farbenstreif der Ewigkeiten.
Christian Wagner
Eintritt frei – Spenden erbeten
Dr. Karin Bürkert ist in den 1980er-Jahren im Hohenlohekreis auf einem Aussiedlerhof aufgewachsen. Sie hat in Tübingen Empirische Kulturwissenschaft, Germanistik und Politikwissenschaften studiert und in Göttingen promoviert. Seit 2015 arbeitet sie wieder an ihrem „Heimatinstitut“, dem Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft, mittlerweile als Akademische Oberrätin. Sie forscht derzeit zum alltäglichen Umgang mit der Energiewende. In Neckarwestheim hat sie die Gemeinde bei der Abschaltung des Kernkraftwerks forschend begleitet.
Karin Bürkert: Alltag. Konflikt. Wandel. In Nachbarschaft zum Kernkraftwerk. Tübingen 2024, https://ekw-verlag.de/alltag-konflikt-wandel/